„mass attraction“

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Die Bildhauerin Julia Eichler war die erste Stipendiatin im Künstlerhaus Eisenhammer. Beim KUNST-Hoffest am 28. August zeigte sie die Werke, die während ihres Aufenthalts in Schlepzig entstanden sind.

Julia Eichlers Exponate verblüffen. Dem Anschein nach hängen Stücke einer massiven Backsteinmauer an der Wand der Galerie Eisenhammer. Eine Mauer mit übergroßem Vorsprung steht in scheinbar prekärem Gleichgewicht auf einem Podest. Tatsächlich handelt es sich bei den Arbeiten aber um leichte und biegsame Gebilde: Es sind Abformungen aus Pappmaché. „Dabei formt sich zum einen die Struktur ab, zum anderen aber auch die Farbigkeit, gerade dann, wenn die Wand schon ein wenig porös ist,“ erläutert die Künstlerin. „Ich bearbeite die Abdrücke nicht nach, sondern der Steinstaub löst sich und färbt das Pappmaché.“ Es ist erstaunlich, wie genau diese Technik die Strukturen einfängt. Jede kleine Einritzung, ja selbst die Poren im Putz oder Backstein werden sichtbar. In ihrer Serie „mass attraction“ suchte die Bildhauerin speziell Strukturen im Umland von Schlepzig.

Spektrale Julia Eichler

 Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

E.: „Durch Experimente. Ich arbeite schon seit langem mit Pappmaché. Am Anfang habe ich figürlich gearbeitet, die Figuren modelliert, sie mit Gips abgeformt und dann die Negativschalen mit Pappmaché ausgekleidet. Und diese eigentlich zarten, veränderbaren und verschiebbaren Gebilde sahen dann aus wie schwere Betonfiguren. Die Dinge waren nicht wirklich so, wie sie sich manifestierten. Ich habe also Versuche gemacht, habe erst eine Säule abgeformt und dann immer weiter probiert, welche Strukturen sich noch eignen. Ich baue auch mit den abgeformten Strukturen. Dabei geht es mir um statische Unmöglichkeiten.“

Mit diesem Vexierspiel dekonstruiert die Künstlerindas, das wir allzu bereitwillig als materielle Realität wahrnehmen – ähnlich wie schon in ihren Serien „viscous matrices“ und „statisch-unsicher“. „Ich möchte all diese Mauern und Wände, die einerseits beschützen und andererseits auch ausschließen, ad absurdum zu führen.“

 

Julia Eichler (*1983) studierte Bildhauerei an der Burg Giebichenstein und war Meisterschülerin von Prof. Bruno Raetsch. Sie lebt und wirkt in Halle und gehört zum Partnerverein des aquamediale e.V., BLECH. Raum für Kunst Halle e. V.

 

Jasper Backer

 

 

 

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